Nachts, wenn alles schläft

Nachts, wenn alles schläft, kommt es oft vor, das meine inneren Stimmen sich zu Wort melden und heftig miteinander diskutieren. Das MOOC – Thema hatte ich ihnen ja schon die ganze Woche ans Herz gelegt und das gestrige Hangout on Air und gleichzeitige twittern und lesen darüber hat die inneren Stimmen so richtig animiert. Ich will versuchen, meine nächtliche Diskussionsrunde nachzuvollziehen und werde gnadenlos zitieren, ohne jedesmal die Quellen zu ergründen. (Und wem MOOC/Hangout/twittern überhaupt nichts sagt, braucht hier nicht unbedingt weiterzulesen und mag sich bei anderen Artikeln vergnügen!)

Es diskutieren mit: Lieschen Müller, Herr Oberlehrer,  Lurki, Pro.Krastina, Mecker-Bart und Stenotopista. Andere wollen ungenannt bleiben. Wie immer geht es wild durcheinander, obwohl eine Struktur angestrebt wird.

Lieschen Müller: Mooc, xMooc, eMooc … jeder definiert munter drauf los und erfindet immer neue Sachen! Als ob es nicht schon genug gäbe!

Stenotopista: Hör doch erst mal zu! Ich muss mich konzentrieren und alles aufschreiben, worüber wir nachdenken wollen!

Lurki: Ich weiß nicht, das erscheint mir alles so viel. Das kann ich alles gar nicht überblicken. Da muss ich erst noch mal alles lesen.

Pro.Krastina: Wir könnten aber auch erst mal BubbleShooter spielen. den Highscore knacken. Und nebenbei zuhören.

Lieschen Müller: Jetzt gehts los! Oh, das ist schön! Man sieht denjenigen, der spricht und untendrunter auf kleinen Bildchen die anderen. Da darf man nicht popeln!

Mecker-Bart: Alles so dunkel! Man kann ja die Leute gar nicht gut erkennen! Und was soll das da sein? Eine Tafel?

Herr Oberlehrer: Suboptimale Beleuchtung und seltsame Hintergründe lassen in der Tat die Teilnehmer etwas dumm rumsitzen. Abhilfe schaffen handelsübliche Stehlampen, Strahler, Schreibtischlampen, Deckenbeleuchtungen…

Mecker- Bart: Und den einen verstehe ich gar nicht gut. Ein anderer wird zerhackt, aber vielleicht nicht mit Absicht.

Herr Oberlehrer: Merksatz – Immer Headset auf, wenn mit anderen gesprochen werden soll!

Lurki: Ich weiß gar nicht, wer diese Leute sind! Ich habe zwar ihre Namen gelesen und gehört, aber da ich sie nicht kenne, sie gleich wieder vergessen. Da halte ich mich lieber mal zurück.

Herr Oberlehrer: Namenschilder sind eine tolle Erfindung. Oder Untertitel. Ein Vorteil von Video ist doch die Visualisierungsmöglichkeit. Merksatz: Wichtige Infos Visualisieren!

Lieschen Müller: Was, ich bin selbst schuld, wenn ich keinen Lernerfolg habe? Wenn ich nicht will? Das haben uns annodazumal unsere Lehrer schon vor den Latz geknallt! Das macht mich traurig!

Pro.Krastina: Ein bisschen Schokolade? Ein Eis mit Sahne und Eierlikör? Wenigstens einen Kaffee?

Stenotopista: Gastgeber sind nicht für die Motivation zuständig. Gastgeber kann Motivation kaputtmachen. Gastgeber können Neugier wecken. Gastgeber nicht für Scheitern einzelner Teilnehmer verantwortlich , die Organisation für die Gruppe aber Aufgabe der Veranstalter.

Lieschen Müller: Die Moderatorin ist so nett! Und wie sie mit den technischen Schwierigkeiten umgeht, das gefällt mir!

Mecker-Bart: Aber wieso sind denn bl0ß 57 Zuschauer hier live dabei? Ich dachte, es sind Massen?!

Herr Oberlehrer: Freitag Nachmittag. Die einen arbeiten noch, die anderen haben zu tun. Glücklich, wer seine Zeit frei einteilen kann. Außerdem kann man sich auch später jederzeit den Mitschnitt anschauen. Quote ist hier nicht alles.

Lurki: Oh, jetzt wollte ich doch meine tollen Gedanken zu einer Wortmeldung formulieren. Aber da habe ich die nächsten Sätze nicht mitbekommen. Jetzt wurde bestimmt was wichtiges gesagt. Da schreibe ich lieber doch nichts dazu.

Stenotopista: Der Imperativ eines MOOC: Nutzt das Internet und lernt! Ein MOOC bietet Strukturen und Rahmen. Verantwortung der Macher: Alles zur Verfügung stellen, unterstützen und begleiten. Neue Kompetenzen hat man einfach, ohne Zertifikat.

Lieschen Müller: Klar jetzt kommt die Frage, wie gut die Teilnehmer sein müssen. Ich dachte immer, open heißt offen.

Herr Oberlehrer: Das bedeutet, dass die Teilnehmenden ihre Kompetenz selbst mitbringen müssen. Für dich, Lieschen: Wer keinen Computer hat oder nur damit spielt, der kann ein MOOc gar nicht finden!

Stenotopista: Menschen sind Herdentiere .Mir geht es gut, wenn ich in diesselbe Richtung laufe wie die anderen, je mehr, deso besser. Intrinsische Motivation.Die Masse hat motivationalen Drive. Auch Lurkern gehts gut und sie profitieren.

Lurki: Das bin ich, das bin ich! Oder?

Lieschen Müller: In einer Kathedrale ist alles ausgerichtet, in einer bestimmten Richtung. Auf einem Basar ist es marktartig, man kann nicht alles überblicken, man kann nicht vorhersagen, was passiert. Das Bild verstehe ich ja, aber den Zusammenhang habe ich nicht mitbekommne.

Herr Oberlehrer: Du kannst ja alles nochmal in Ruhe anschauen, bis auch du es verstanden hast! Quellenstudium ist das Zauberwort!

Stenotopista: Erwartungen managen. Ist das entscheidend, dass es funktioniert?

Lieschen Müller: Das ist lustig: „Studierende in Bachelor-Studiengängen, die fragen, ob sie mit Bleistift schreiben dürfen. Und wenn ich denen dann sage: Jetzt ist ja Internet… und jetzt lernt da mal! da fangen die an zu heulen!“ Das erzähle ich gleich mal den vielen Studenten in der  Familie und im Freundeskreis.

Herr Oberlehrer: Dass lass mal lieber. Schließlich sollen die dir ja immer bei deinen Computerproblemen helfen!

Stenotopista: Der typische Lerner kann die Anforderungen, die so ein MOOc an ihn stellt, gar nicht einfach so machen. Die Leute, die aktiv an einem MOOC teilnehmen, die würde ich als Elite bezeichnen: Einwohner des Web2.0

Lurki, Lieschen und Pro.Krastina: Jippih! Wir sind Elite! Bauchpinseln tut so gut!

Herr Oberlehrer: Wichtig ist doch, wie man es durchlässig gestalten kann, je nachdem, was der Lerner haben möchte: mehr oder weniger Struktur. Im Grunde genau wie in jedem guten Unterricht!

Stenotopista: Zeit für das Fazit:

  • Es muss klar sein, worum es geht (Teilnehmer).
  • Der Aufwand ist sehr groß (zentrale Verantwortung)
  • Wunsch: Vernetzung über eigene Community hinaus, zwischen unterschiedlichen Kontexten (nachhaltig)
  • nicht einfach Vorlesungen ins Netz – beschäftigt euch mit den Möglichekeiten im Web
  • Kern des Ganzen? Die weinenden Mitschreiber oder die Zusammenarbeit derer, die etwas produzieren wollen
  • Monitoring, beobachten, was sich in Community tut
  • Bespielen der Bühne Sache von allen Teilnehmern

Lieschen Müller: Ich habe viele neue Wörter gehört, die nicht in meinem aktiven Wortschatz zu finden sind: kuratorisch, ambitioniert, spannender Ansatz, konnektivistisch, relevant, Adaptivität, Emotionalisierung, intrinsisch…

Herr Oberlehrer: Schon allein, dass du diese Wörter mitten in der Nacht durchdacht hast, zeigt, dass du sie verstehst. Außerdem warst so begeistert, dass Manfred Spitzer in „Gehirn und Geist“ auch noch über das Imitieren, Folgen, Beobachten und Zusammenarbeiten gesprochen hat. Die nächste Woche zum Thema kann also kommen! Wir sind bereit!

Lurki: Ich aber noch nicht!

Pro.Krastina: Jetzt aber Bubbleshooter! Dann wird endlich geschlafen!

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9 Antworten zu Nachts, wenn alles schläft

  1. AnnaDecemana schreibt:

    Nein, ihr da, noch nicht schlafen:
    Hm, wie die Annamiarl so anders träumte:
    Argumente, Einfallsreichtum und Materialien, Hangout on Air, Gezwitscher von manch einem MOOC-Traumelinchen und hier dein Traumerlebnis sind wunderbar. Alles sehr, sehr an den Hirnzellen nagend. Die Annamiarl aber, die schwimmt in die falsche Richtung. Haie könnten sie fressen. So, ja so, so Lehrer-Haie …leuchtet doch auch ein, hm?.
    Bei MOOCern ist Selbstbewusstsein mordende politische Erziehung…, ah,..ich ..nein, ich meine, Annamiarl fand, die moderne moocische Bildung sei wichtig…natürlich.
    Aufbauend auf Sachargumenten, Kreativität und Engagement bringen sich die halb dem Wahnsinn verfallenen MOOC-Studenden moocslos ein, ..nein, nein sie wollen die Dinge gemeinsam gestalten an der MOOC-Öffentlichkeit…. nach Massenvorstellungen…. im Massenwahn …und – furchtbar – sie schwimmen, wie der Lachs beim Laichen…, sie wissen schon, und da darf sie dann herausfischen..– ist egal -, dann halt Manfred Spitzer.

    Annamiarl? Ja freilich, die hat überlebt. Sie schwamm doch gegen den Strom, wie immer.

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  2. ivkblog schreibt:

    Mir geht es ähnlich. Heute Morgen hatte ich ein regelrechtes übereinander gelagertes Netzwerk an Gedanken, Kreise, Folien, die ich einfach aufmalen sollte oder schreiben oder einfach festhalten. Diese Woche war auch im analogen Leben sehr ungewöhnlich und lernintensiv. Meine Gedanken von vergangener Nacht wurden mit einer heutigen Präsentation in schönstem schwizerdütsch überlagert. Ich bin gespannt, was ich heute Nacht träume. Es ist daher schön nochmals die Situation von gestern Abend hochschwingen zu lassen. Und heute habe ich wieder gedacht – wo laufe ich? Seitlich, mit der Herde, bin ich ausgeschlossen, was habe ich heute gelernt, was gestern, was vorgestern und parallel läuft der Mooc, der ebenfalls vielschichtig ist und in den ich obwohl mir das Thema sehr wichtig war, nur zum lurken kam. Doch mein Gehirn arbeitet auf Hochtouren, volle Kanne flipped. Es ist gesund.

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  3. Pingback: Was gebloggt wird in W1 | Pearltrees

  4. Diethild Starkmeth schreibt:

    Dieser Blog ist eine prima Zusammenfassung der wichtigsten Punkte des ersten Google Hangouts. Ich erkenne mich in verschiedenen Reaktionen (Namensschilder, Selbst schuld, wenn erfolglos, Elite) durchaus wieder. Mein besonderer Dank gilt Stenotopista für das Fazit.
    Es kann sein, dass ich den Begriff „Lurker“ anders verstehe als der-die AutorIn dieses Blogs. „To lurk“ – ist das Gegenteil von “to come out” http://thesaurus.com/browse/lurk?s=t . Somit hat ein Lurker zu keiner Zeit vor, sich während einer Veranstaltung zu Wort zu melden. Fritzchen44 hat zum Beispiel ein super Video produziert und bei YouTube hochgeladen (https://www.youtube.com/watch?v=SnFf6Mwl3pA). Damit ist sie keine Lurkerin mehr, denn sie hat ein Lernartefakt erstellt und publiziert.

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    • isabelladonna schreibt:

      Diese ganzen Begriffe und Wortschöpfungen sind nicht so leicht zu durchschauen. Kaum hoffe ich zu wissen, was „lurken“ ist, tauchen „Lern-Artefakte“ auf.

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